Grunenwald Orgelwerke

Hommage à Jean-Jacques Grunenwald. Grand Orgue Cavaillé-Coll de l’Abbatiale Saint Ouen des Rouen. Elmar Jahn. ERJ 01. Edition R & J, Robert-Stolz-Str. 25, 85591 Vaterstetten.

Hommage à Jean-Jacques Grunenwald

Der Titel der vorliegenden Aufnahme „Hommage à Jean-Jacques Grunenwald“ wird zunächst nur diejenigen interessieren können, denen die neuere französische Orgelmusik vertraut ist. Grunenwald, 1911 geboren, war Orgelschüler von Marcel Dupré und von 1933 bis 1945 sein Vertreter an der Orgel von St. Sulpice in Paris, wo er ihm auch 1971 als Titulaire nachfolgte. Die dortige riesige Cavaillé-Coll-Orgel prägte sein späteres kompositorisches Schaffen nachhaltig. Zu Unrecht ist es hierzulande wenig bekannt.

Kennzeichnend für Grunenwalds Kompositionsstil sind die majestätisch-langsamen Sätze und die schrittweise, oft überraschende, harmonische Fortentwicklung. Dazu kommen Melodien, die weitausgreifende Intervalle zu epischen Phrasen zusammenfassen. Entsprechend französischer Tradition sind die Themen oft von gregorianischen Melodien inspiriert. Auch schnellere Passagen leben nie von Motorik und Virtuosität; immer wieder finden sich Momente, die die Bewegung unterbrechen, den Klang sich aufbäumen lassen und weitere Steigerung ermöglichen.

Hierfür ist die Orgel der Abteikirche in Rouen, auch ein Werk Aristide Cavaillé-Colls, ein ideales Instrument, wenngleich man von einer Einspielung in St. Sulpice noch mehr Bezug zum Komponisten hätte erwarten dürfen.

Zwar enthält das Beiheft keinerlei Information über die Werke Grunenwalds, dennoch ist die Einspielung seines Schülers Elmar Jahn dazu geeignet, der Rezeption der Musik seines Lehrers den Weg zu bereiten.


publiziert in:
Deutsche Tagespost 14.3.1998