Komponistin

Cécile Chaminade: The 2 piano trios, Pastorale enfantine, Ritournelle, Sérénade espagnole. Tzigane Piano Trio. 1996. ASV CD DCA 965 (Vertrieb: Koch international).

Chaminade Piano Trios

Schumann, Mendelssohn, Mahler: jeder kann mit diesen Namen etwas verbinden. Fragt man aber nach Clara Schumann, Fanny Mendelssohn, Alma Mahler, passen die meisten Musikliebhaber. Sie waren mit großen Komponisten verheiratet, sind allenfalls von biographischem Interesse, da sie Einfluß (natürlich nur psychologischen) auf die Werke ihrer Gatten genommen haben, aber ihre eigenen Werke sind unbekannt geblieben. Vielleicht weil sie stets im Schatten der Männer standen?

Bei Cécile Chaminade ist das anders. Nicht, daß sie bekannter wäre als andere Komponistinnen, doch mußte sie sich nie gegen einen gleichnamigen Komponisten behaupten. Geheiratet hat sie schließlich ihren Verleger, und fast alle ihre Werke erschienen auch im Druck. Eine glänzende Karriere als Konzertpianistin verdankt die 1857 geborene Chaminade der Beharrlichkeit ihrer Lehrer, die den Vater vom Nutzen eines Studiums am Pariser Conservatoire überzeugten. Erfolgreich spielte sie in ihren Konzerten auch zunehmend eigene Werke. Besonders in den USA hatte sie schließlich eine große Anhängerschaft, die ihr in Frankreich zeit ihres langen Lebens (sie starb 1944) versagt blieb.

Chaminades Musik ist im besten Sinn romantisch zu nennen. Wundervoll weitgespannte Melodiebögen in verständlicher Tonsprache und fließende Harmonik machen die Musik zu einem Erlebnis. Das Tzigane Piano Trio setzt sie engagiert und vorbildlich in Szene. Einige kleine, für die Besetzung arrangierte Stücke ergänzen das Programm.

Braucht es starke Frauen von heute, die die Musik ihrer Schwestern aus vergangenen Zeiten zu neuem Leben erwecken? Die verdienstvolle Editon der Werke Chaminades beim britischen Label ASV, die fortgesetzt wird, ist auch für Romantiker männlichen Geschlechts eine Entdeckung.


publiziert in:
Deutsche Tagespost 7.12.1996