hl. Katharina

mit Krone und Rad

hl. Barbara

mit Krone, Märtyrerpalme, Turm und Abendmahlskelch

Heinrich Wohlfahrt 1931

 

Der Bildhauer Heinrich Wohlfahrt aus Hanau-Steinheim arbeitete 1931 «zwei ältere Figuren zu einer hl. Katharina und einer hl. Barbara» um. Die von ihm aufgebrachte Farbfassung hatte wohl von Anfang an einen antikisierenden Effekt, weshalb die Figuren lange als barock galten. Wohlfahrt fertigte weitere Figuren für die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Dettingen: Herz Jesu (1931), Aloysius (1936), Wendelinus (1937), Auferstehungsheiland (1938) sowie die Krippenszene Flucht nach Ägypten (1938) und die Pietà im Vorraum (1940). Anders als diese Figuren wurden Katharina und Barbara allerdings nicht in der Kirche aufgestellt. Womöglich, weil ihr barockes Erscheinungsbild als Stilbruch im expressionistischen Kirchenraum empfunden wurde. Erst in den 1980er Jahren fand Katharina vorübergehend ihren Platz an einem der hinteren Pfeiler. Barbara befindet sich bereits seit Jahren im Heimatmuseum.

Barbara und Katharina zählen zu den vierzehn Nothelfern. Zusammen mit Margareta gelten sie als die «drei heiligen Madl»: Bärbel mit dem Turm, Gretel mit dem Wurm, Kathl mit dem Radl – das sind die drei heiligen Madl. Aufgezählt werden in diesem Merksatz die drei weiblichen Heiligen unter den Nothelfern mit ihren Attributen Turm, (Lind-)wurm = Drache und Rad.

Als Zweiergruppe treten Katharina und Barbara häufig an Altären oder den Zugängen zum Chorraum auf. Auch in Dettingen hätten von den vorderen Pfeilern Katharina links und Barbara rechts auf die Gemeinde herabgeschaut, die in Prozession zur Kommunionbank zieht. Barbara gilt nämlich als Mahnerin zu einem regelmäßigen Empfang der Kommunion, was bis Mitte des 20. Jahrhunderts hinein nicht selbstverständlich war. Zum Zeichen dafür hält sie den Kelch zusammen mit der Hostie in der rechten Hand. Auch wurde sie im Mittelalter als Sterbepatronin verehrt und verweist mit Kelch und Hostie auf den Empfang des Sterbesakraments.

Rechnung des Bildhauers Heinrich Wohlfahrt

vom 14. November 1931

 

Barbara

Von der hl. Barbara wird erzählt, sie sei ein hübsches junges Mädchen aus Nikomedien, dem heutigen Izmit am Marmarameer (Türkei) gewesen. Um sie vor unliebsamen Verehrern zu bewahren, beschließt ihr Vater, einen Turm zu bauen, in den sie eingesperrt werden sollte, wenn er auf Reisen ging. Doch Barbara ist wissbegierig und findet Mittel und Wege, um schriftlich mit Gelehrten in Verbindung zu treten. Auch mit Origenes, dem großen Theologen von Alexandrien, soll sie korrespondiert haben. Auf eigenen Wunsch wird sie getauft.

Als der Vater geschäftlich verreist, gibt Barbara den Bauleuten Anweisung, zu den vorhandenen zwei Fenstern ein drittes zum Zeichen der Dreifaltigkeit Gottes zu brechen. Dann drückt sie mit eigener Hand ein Kreuzzeichen in den frischen Putz. Als der Vater zurückkehrt und Nachforschungen über das veränderte Aussehen des Turms anstellt, gibt sich seine Tochter als getaufte Christin zu erkennen. Das macht den Vater so wütend, dass er sie auf der Stelle erschlagen will. Barbara flieht, und eine Felsspalte verbirgt sie. Ein Schäfer aber verrät dem Vater ihr Versteck. Der schleppt sie an den Haaren vor den Statthalter. Auf dessen Befehl hin wird sie gegeißelt, doch sie spricht von den Geißeln als seien es Pfauenfedern gewesen. In der Nacht erscheint ihr Christus im Gefängnis, um ihre Wunden zu heilen. Der erbitterte Statthalter lässt sie nun mit Keulen schlagen, ihr die Brüste abschneiden, sie mit Fackeln brennen. Als er sie dann entkleidet auf dem Marktplatz umhertreibt und peitschen lassen will, erscheint auf Barbaras Gebet hin ein Engel und hüllt sie in ein schneeweiß leuchtendes Gewand. Den Befehl, sie nun mit dem Schwert hinzurichten, führt der erboste Vater selbst aus und wird daraufhin durch vom Himmel fallendes Feuer getötet.

 

Kern der Legende

Die Legende offenbart ein häufig anzutreffendes Beziehungsproblem. Der Vater versucht, die freie Entfaltung seiner Tochter zu verhindern und sie auf seine eigene Vorstellung von ihrem Lebensweg festzulegen. Er verwehrt ihr die Wahl des Ehemannes wie auch eine eigene Glaubensentscheidung. Es stellt sich heraus, dass beides misslingt und die Tochter ihren eigenen Weg sucht und findet. Für Barbara findet das Leben seine Erfüllung in der geistlichen Vermählung mit Jesus Christus.

Die Gestalt der Barbara ist stark legendenhaft; ein geschichtlicher Kern ist nur schwer auszumachen. Es darf aber angenommen werden, dass sich ihr Martyrium um 306 unter dem Tetrarchen Maximinus Daja ereignete. Vor ihrem Tod soll sie gebetet haben: «Herr Jesus Christus, gewähre mir, dass du dich aller Sünder, die deiner und deiner Diener Leiden gedenken, im Gericht gnädig erweist» und erhielt vom Himmel die Antwort: «Was du erbeten, sei dir gewährt». Im Mittelalter kam es aufgrund dieser Geschichte zur großen Verehrung von Barbara als Sterbepatronin.

 

Patronate und Attribute

Kelch und Hostie, die der Heiligen oft als Attribut beigegeben werden, weisen auf sie als Helferin in der Sterbestunde hin und auf die Hoffnung, nicht ohne den Empfang der heiligen Sakramente aus der Welt zu scheiden. Bis ins 20. Jahrhundert hinein betete man nach dem häuslichen Rosenkranz ein Vaterunser um Barbaras Hilfe in der Todesstunde. Die große Beliebtheit Barbaras konnten offenbar auch die Reformatoren nicht überall unterdrücken. Als Mahnerin zu einem häufigen Abendmahlsempfang begegnet sie mit ihrem Attribut als «Laienkelch» im 18. Jahrhundert vereinzelt in protestantischen Kirchen.

Neben Kelch und Hostie gehören zu den Attributen der hl. Barbara der Turm (abgeleitet von der Turmlegende) und das Buch (als Hinweis auf ihre Intelligenz). Vereinzelt finden sich auch ihre Marterwerkzeuge, eine Fackel oder eine Pfauenfeder. Die Krone, mit der sie vor allem im Osten dargestellt wird, trägt sie als Tochter aus vornehmem Hause; sie ist auch Zeichen des Sieges, den die Märtyrer errangen.
Die hl. Barbara ist Schutzpatronin der Bergleute, Maurer und Bauarbeiter.

Sie ist Trösterin der Gefangenen und ihre Fürsprache bewahrt vor einem unversehenen Tod.
Ihr Gedenktag ist der 4. Dezember.

 

Barbarazweige

Verbreitet ist das Schneiden von Barbarazweigen. Am Gedenktag der Heiligen, am 4. Dezember, schneidet man Zweige von Obstbäumen und stellt die Zweige ins Wasser. Im warmen Zimmer fangen die Zweige an auszutreiben und stehen an Weihnachten in Blüte. Dieser Vorgang stellt gleichnishaft das weihnachtliche Mysterium vor Augen. Aus der winterlichen Dunkelheit erblüht nach der adventlichen Zeit der Erwartung das neue Leben: «Es ist ein Ros entsprungen.» (vgl. Jes 11)

Heiratsfähige Mädchen deuteten diesen Brauch gelegentlich etwas profaner: Blühen die Zweige bis Weihnachten, dann stellt sich im kommenden Jahr der ersehnte Hochzeiter ein.

 

Gebet aus Vierzehnheiligen

Heilige Barbara,

solange wir leben, fühlen wir uns gefangen

in Sorge und Not, in Leid und Sünde.

Hilf, daß wir Jesu Leiden,

sein Sterben und seine Auferstehung

als Botschaft der Befreiung

aus unserer irdischen Gefangenschaft begreifen

und in der Todesstunde eingehen dürfen

in sein ewiges Erbarmen.

aus: Manhart/Pfeifer/Voderholzer, Bei Gott für uns stets Fürsprach tut. Die vierzehn Nothelfer, Haar 1994.

 

Katharina

Die hl. Katharina von Alexandrien stammte aus adeliger Familie, war angeblich die Tochter des zyprischen Königs und lebte in großem Reichtum. Die überaus schöne und kluge Frau ist so stolz, dass sie sich nur dem Mann vermählen will, der ihr an Adel, Schönheit und Weisheit ebenbürtig ist. Selbst den Sohn des Kaisers verschmäht sie, als er um ihre Hand anhält.

Da begegnet sie einem Einsiedler, der sie auf Jesus Christus aufmerksam macht. Katharina ist von der Lehre Christi überwältigt. Der Einsiedler rät ihr, sich im Gebet an Maria, die Mutter Jesu zu wenden. Auf mehrere Visionen hin lässt sich Katharina taufen und erlebt im Traum, wie Christus ihr zum Zeichen der mystischen Vermählung den Ring an den Finger steckt.

Als Kaiser Maxentius (306-312) nach Alexandrien kommt und das Opfer für die Götter verlangt, tritt ihm Katharina entgegen und erklärt, seine Götter seien nichts als böse Geister. Der Kaiser könnte sie foltern lassen, doch er will die kluge Frau mit Hilfe seiner Gelehrten bezwingen. So ruft er fünfzig «Meister der Grammatik und Rhetorik» aus den verschiedenen Provinzen herbei, um sie von ihrem Irrtum zu überzeugen. Lange Zeit streiten die Gelehrten mit Katharina, doch sie widerlegt deren Argumente mit solcher Klarheit, dass sich zum Schluss alle Beteiligten gegen die Götter und für Christus aussprechen.

Wutentbrannt verurteilt der Kaiser die Gelehrten zum Tod auf dem Scheiterhaufen. Nun wird Katharina doch gefoltert und ins Gefängnis geworfen. Die Kunde davon dringt bis zur Kaiserin. Neugierig geworden lässt sie sich vom Kerkermeister zur Verurteilten führen. Sie findet Katharina in der Gesellschaft von Engeln, die ihre Wunden pflegen. Als nun auch die Kaiserin sich zum Christentum bekennt, befiehlt Maxentius, Katharina zu töten. Ein Rad, bestückt mit Messern, wird herbeigebracht, doch Blitze zerschlagen das Rad und töten die Henker. Nun wird Katharina kurzerhand enthauptet. Die Legende erzählt, dass ihr Leichnam von Engeln weggetragen und im heiligen Boden des Sinai bestattet wurde. In dem heute nach ihr benannten und weltberühmten Kloster am Fuße des Sinaiberges werden seit dem 10. Jahrhundert ihre Reliquien verehrt. Von dort verbreitete sich die Verehrung nach Westen.

 

Attribute

Die hl. Katharina wird stets mit einer Krone auf dem Haupt gezeigt, oft mit Schwert und Märtyrerpalme; ihr unverkennbares Attribut aber ist das zerbrochene Rad.

Sie ist Patronin der Schneider, der Philosophen, Juristen und auch der Universitäten; angerufen wird sie bei Kopf- und Zungenleiden.
Ihr Gedenktag ist der 25. November.

 

Caterinetten

Wegen des Rades wurde Katharina zur Patronin der Näherinnen. Ob ihrer außerordentlichen Schönheit wird sie aber auch von den Modistinnen und Schneiderinnen der Pariser Modehäuser gern als Patronin in Anspruch genommen. Sinnigerweise nennt man daher die Vertreterinnen dieser Zunft «les Catérinettes».

 

Kathreintag und Kathreintanz

Der 25. November nahm im bäuerlichen Leben eine besondere Stelle ein. Am Kathreintag endete nämlich die Weidezeit. Auf den Höfen begann man mit der Schafschur. In manchen Gegenden standen an diesem Tag alle Räder still. Für Mägde und Knechte gab es am Kathreintag den Jahreslohn. Das war auch der Tag, an dem sie den Hof wechseln konnten. Am Abend fand der traditionelle Kathreinstanz statt, einer der Höhepunkte des ganzen Jahres. Es war die letzte Gelegenheit, vor dem Beginn des Advents nochmals das Tanzbein zu schwingen, denn es galt die Regel «Kathrein stellt den Tanz ein».

 

Gebet aus Vierzehnheiligen

Heilige Katharina,

lehre uns begreifen, daß die demütige Hingabe

an den Willen Gottes wichtiger sein kann

als alles Forschen und Wissen in dieser Welt.

Hilf uns, inmitten der vielfältigen Gefahren unserer Zeit

stets das Wahre zu erkennen

und Gott durch ein überzeugtes Leben aus dem Glauben

in Treue zu dienen.

aus: Manhart/Pfeifer/Voderholzer, Bei Gott für uns stets Fürsprach tut. Die vierzehn Nothelfer, Haar 1994.

Michael Pfeifer 2016