Freddy Derwahls erstes Athos-Buch „Die Nacht der Jungfrau“ ist ausgestattet mit bezaubernden Aquarellen von Willy Emonts ursprünglich im Grenz-Echo-Verlag Eupen erschienen. Spätestens seit einer veränderten Taschenbuchausgabe bei Pattloch ist er in Sachen Athos kein Unbekannter mehr. Und dies zu recht, ist er doch einer der wenigen Publizisten, die den Athos wirklich kennen, naturgemäß immer nur punktuell, doch mit echter Erkenntnis, die nicht mit Wissen brilliert, sondern auch schweigen kann. Hinzu kommt seine hymnische Sprachgewalt und das sensible Erzählen, was die Lektüre zu einem Erlebnis macht.
Da ist zunächst die Schlichtheit der Aufgabenstellung: Derwahl schreibt nicht ein Athos-Buch, sondern er gestaltet eine Reiseerzählung, die konkret an Ort und Zeit haftet. Gesehenes und Erinnertes machen das Buch informativ, Begegnungen mit Mönchen und die Gespräche mit seinen Reisebegleitern, dem Fotografen Hans-Günther Kaufmann und dessen Sohn, lassen eine spirituelle Reise entstehen.
Das gemeinsame Erleben zeigt sich auf sympathische Weise in der wechselseitigen Einbindung des Fotografen in den Text, des Autors ins Bild. So erlebt man die Bilder nicht als Illustration, den Text nicht als Kommentar, sondern das Buch als eine Einheit. Die gemeinsame Reise wird unter verschiedenen Blickwinkeln eingefangen und dadurch verdichtet sich das Erlebnis auch im Leser und Betrachter des Buches.
Kaufmann ist einer der renommiertesten deutschen Fotografen. Seine Bilder zeugen von der großen Meisterschaft mit der er sich gerade sensiblen Themen nähert. Hier sprechen sie neu und anders aus, was viele vor ihm gesehen haben.
Wenn auch das Layout des großformatigen Bandes auf den ersten Blick etwas plakativ wirkt, ist hier sicher der reifste Athos-Bildband der letzten Jahre entstanden.
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