Gottesschau

Augustinus: Über Schau und Gegenwart des unsichtbaren Gottes. Texte mit Einführung und Übersetzung von Erich Naab. Mystik in Geschichte und Gegenwart, Abteilung I, Band 14. Stuttgart/Bad Canstatt: frommann-holzboog 1998, 296 S., ISBN 3-7728-1934-6, 74,00 DM.

Augustinus

Gott kann in dieser Welt nicht gesehen werden, auch wenn er gegenwärtig ist. Wird er gesehen, so – von Ausnahmen abgesehen – nicht in seiner Substanz, sondern in einer bloßen Erscheinung. Augustin unterscheidet ein körperliches Sehen mittels der Augen von einem geistigen und dieses schließlich von einem einsehenden, einem verstehenden Sehen.

Mit der Frage nach der Schau und der Gegenwart des seinem Wesen nach unsichtbaren Gottes hat sich Augustinus mehrfach, immer veranlaßt durch konkrete Anfragen, auseinandergesetzt. Die Antwortschreiben an eine gewisse Paulina, an den gallischen Präfekten Dardanus und das sogenannte „Erinnerungsschreiben an Fortunantius“, in denen er seine Theologie entwickelt, finden sich daher auch verstreut im Briefkorpus Augustins. Beigegeben sind zwei weitere kurze Briefe Augustins an Italica und Cyprian, die die Diskussion über die Gottesschau ausgelöst haben. Die hier erstmals in deutscher Übersetzung greifbaren Texte stellt der Herausgeber Erich Naab dem lateinischen Original (fotomechanische Übernahme aus CSEL) gegenüber. Eine ausführliche Einleitung bietet einen theologischen Kommentar und die Einordnung der Schreiben in den historischen Kontext (S. 1–115).

Es ergibt sich eine leserfreundliche Studienausgabe, die den Themenkomplex „Schau und Gegenwart Gottes“ bei Augustin ans Tageslicht hebt. Bibelstellen- und Personenregister runden die Edition im Rahmen der vorbildlich gestalteten Mystik-Reihe des Verlages ab.


publiziert in:
Deutsche Tagespost