Jean Françaix: Das Orgelwerk

Jean Françaix: Das Orgelwerk. Fermate Musikproduktion Detmold FER 20018.

Francaix Orgelwerke

Jean-René Françaix gehörte zu den wenigen Komponisten, die sich in ihrer musikalischen Sprache zur Tonalität bekennen. Der im September 1997 85jährig Verstorbene sah die auf der Tradition fußenden Form- und Ausdrucksmöglichkeiten noch lange nicht erschöpft. Sein humorvolles und charmantes, dennoch ernsthaftes musikalisches Schaffen ist sehr vielfältig. Dabei ist eine Bevorzugung einer bestimmten Gattung nicht auszumachen. Allgemein bilden Orgelwerke bei Komponisten, die selbst nicht auch Organisten sind, eher die Ausnahme. So blieben es auch bei Françaix wenige, und diese entstammen zuweilen Filmmusiken oder Orchesterwerken.

So ist seine Suite carmelite aus dem Jahre 1960 durch den Film „Le dialogue des Carmelites“ bekannt geworden. Die sechs Miniaturen sind als Portraits der Nonnen zu verstehen: die Vorstellungskraft treibt – zumal beim letzten Satz „Mère Marie de Saint-Augustin“ – sicher ansehnliche Blüten. Bei der Suite Profane aus dem Jahre 1984 handelt es sich um ein eigenständiges Orchesterwerk, das der Komponist für die Orgel eingerichtet hat. Die Messe de Mariage (1986) entstand für eine Hochzeitsfeierlichkeit in der Pariser Kirche St. Sulpice. Die Apokalypse nach Johannes (1939) ist eine Übertragung des Interpreten Jürgen Essl. Die Originalpartitur schreibt neben Chor und Solisten auch ein Himmels- und ein Höllenorchester vor. Beim abschließenden kurzen Marche Solennelle aus dem Jahr 1956 handelt es sich wieder um Filmmusik: er begleitete Napoleons filmischen Einzug zu seiner Kaiserkrönung.

Die Aufnahme, interpretatorisch und aufnehmetechnisch einwandfrei, schließt eine Lücke im Orgelrepertoire. Sie macht Lust auf die weitere Musik eines einfallsreichen und ein wenig a-typischen Komponisten.


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