Kleine Kunstwerke aus Terrakotta sind es. Die Reliefs zeigen den Kirchenpatron einer Gemeinde und ein Modell ihrer Pfarrkirche. In den 1930er und 40er Jahren entstanden sie für zahlreiche Orte und sind heute noch in manchen Wohnungen zu finden. Sie sollten die Beziehung der einzelnen Gemeindeglieder zu ihrer Pfarrkirche und deren Patron fördern und das Bewusstsein der Zugehörigkeit zu einer Pfarrgemeinde stärken.
Im August 1933 trafen sich katholische „Dichter, Volksbildner und Jugendführer“ zu einer Tagung an der theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main. Dort entstand die Idee, das katholische Brauchtum aktiv zu entwickeln und zu formen – sicher auch um die kirchliche Identität gegenüber dem heraufziehenden Nationalsozialismus zu stärken. Der daraufhin gegründete St.-Georg-Verlag brachte fortan deutsche Übersetzungen besonderer liturgischer Feiern heraus, beauftragte Autoren mit der Schaffung zeitgemäßer geistlicher Spiele und regte mit Kleinschriften zu neuen gottesdienstlichen Formen an.
Auch die Schaffung „religiösen Brauchgutes“ zählte der Verlag zu seinen Aufgaben. So bewarb er seit 1935 intensiv die Fertigung individueller Terrakottareliefs mit Kirche und Patron. Jedes „Patronale“ – so nannte man die 25–30 Zentimeter großen Plaketten – wurde von einem Künstler gestaltet. Grundlagen waren jeweils eine typische, in der jeweiligen Gemeinde vertraute Darstellung des Titelheiligen und seiner Kirche. Die Entwürfe wurden mit dem Pfarrer besprochen und meist auch dem zuständigen bischöflichen Ordinariat zur Genehmigung vorgelegt. In Fulda und Paderborn gab es auch jeweils ein Bistums-Patronale mit den heiligen Bonifatius bzw. Liborius. Die Fertigung übernahm die Staatliche Majolika-Manufaktur in Karlsruhe, die den St.-Georg-Verlag zur Aufnahme in die Reichskammer der bildenden Künste mit folgenden Worten empfahl: „Es erschließt künstlerischer Keramik den Weg zu breiten Kreisen unseres Volkes und ist für unser staatliches Unternehmen eine wertvolle Hilfe in der Arbeitsbeschaffung auf dem Inlandsmarkt.“ In der Tat verfolgten die qualitätvollen Kleinkunstwerke nebenbei auch das Ziel, „den hinlänglich bekannten Gipsfigurenkitsch zu verdrängen“ und „manchem katholischen Künstler Arbeit und Brot“ zu bringen.
Leider sind viele dieser kleinen Kunstwerke unbekannt, wanderten auf den Flohmarkt und werden nur durch Zufall wieder entdeckt. Nicht immer ist dann die Zuordnung zu einem bestimmten Ort möglich. Auch die Archive der Bistümer – bislang sind Werke aus Aachen, Freiburg, Fulda, Köln, Limburg, Paderborn, Trier und Würzburg bekannt – verfügen meist über keine Abbildungen. Sicher aber wird ein Patronale noch in manchen Haushalten in Ehren gehalten, vor allem dann, wenn es wie beispielsweise in Alzenau oder Laufach als Erstkommunionandenken hergestellt wurde. Gilt doch sicher, was eine Mitteilung des Bistums Fulda 1936 formulierte: „Ein Bild des Pfarrpatrons in allen Häusern der Gemeinde wird die Verehrung des Schutzheiligen fördern und den Zusammenhang zwischen Einzelseele und Pfarrgemeinschaft stärken.“